Pastorales Selbstverständnis
Foto: Hanner
Wir sorgen uns um ein gutes Leben der Kinder
In der Bibel finden wir Anhaltspunkte, wie Jesus mit Kindern umgegangen ist. Weil wir unsere Beziehungen zu den Kindern im Vertrauen auf einen den Menschen zugewandten Gott gestalten, kann unser Bemühen seelsorglich genannt werden.
Wir sorgen und bemühen uns um Kinder, indem wir ihnen Raum geben, Programme und Aktivitäten anbieten und uns Zeit nehmen, mit ihnen in der Freizeit etwas zu unternehmen.
Wir begleiten Kinder ein Stück auf ihrem Lebensweg, indem wir uns bewußt für ihre Lebensumstände interessieren und ihren Bedürfnissen Platz und Gehör verschaffen.
Wir beteiligen Kinder in Kirche und Gesellschaft, indem wir ihnen so, wie sie sind, eine unverzichtbare Rolle in Kirche und Gesellschaft zusprechen und sie ernstnehmen, bestärken und ermutigen.
So wie wir auf Kinder zugehen, wollen wir ihnen in ganzheitlichem Sinn Gutes tun. Wir schaffen Rahmenbedingungen dafür, daß die Kinder sich leiblich, geistig und seelisch entfalten, also „groß und stark“ werden können. Dieses Sich-Sorgen um ein gutes Leben der Kinder nennen wir einen Heilsdienst, den wir nicht nur an den Kindern, sondern auch gemeinsam mit ihnen und durch sie leisten. Wir sind Kirche und können damit unser gesamtes Tun als pastorales Geschehen beschreiben.
Foto: Stefan Neuhuber
Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Laßt die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie. (Mk 10,13-16)
Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.
(Mk 9,36-37)
In der Bibel finden wir Anhaltspunkte, wie Jesus mit Kindern umgegangen ist. Weil wir unsere Beziehungen zu den Kindern im Vertrauen auf einen den Menschen zugewandten Gott gestalten, kann unser Bemühen seelsorglich genannt werden. Für die alltägliche Praxis heißt das, daß wir:
- Kinder vorbehaltlos annehmen
- Kinder in die Mitte unserer Betrachtungen und Aktivitäten stellen
- uns Kindern zuwenden und sie segnen
- gegen all jene auftreten, die Kinder ausgrenzen oder gewaltsam disziplinieren wollen
- in Kindern die Hoffnung und die Chance auf eine gute Zukunft sehen
Mit dieser Grundhaltung Kindern gegenüber wissen wir uns in der Nachfolge Jesu. So sind wir als Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Jungschar für die Kinder TrägerInnen und VerkünderInnen der befreienden und frohmachenden Botschaft Jesu, der gekommen ist, „...damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh. 10,10).
Diese Verkündigung des Evangeliums vollzieht sich im politischen Handeln genauso wie in der religiösen Erfahrung. Im Blick auf die Kinder verstehen wir darunter:
Kindern in ihrer persönlichen Lebenssituation beizustehen, ihnen Raum für eine vielfältige, gute Entwicklung zu schaffen und ihnen Anregung und Orientierung zu geben, damit sie sich in der Hoffnung auf ein gutes Leben entfalten können.
Kinder in ihrer Freude am Leben und an der Welt zu bestärken, sie in ihrem religiösen Suchen und Fragen zu unterstützen und ihnen bei der Deutung ihrer Lebenserfahrungen behilflich zu sein.
Sichtbar wird unser kinderpastorales Handeln im bewußt gestalteten Miteinander von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, in dem das konkrete Leben zur Sprache gebracht, reflektiert und gestaltet, gefeiert und bestärkt wird.
Leben mit Kindern teilen
stellt uns vor den Anspruch,
-
Interesse und Anteilnahme für die Alltagssituationen der Kinder zu entwickeln.
- zu den Kindern belastbare Beziehungen aufzubauen und uns entschieden auf die Seite der Kinder zu stellen.
- Kinder an unserem eigenen Leben teilhaben zu lassen.
Leben mit Kindern bedenken und entwerfen
stellt uns vor den Anspruch,
- mit Kindern über das Leben in einer ihnen verständlichen Sprache zu reden.
- eigene Vorstellungen von einem gelingenden Leben zu entwickeln.
- die Hoffnungen und Ängste der Kinder ernstnehmen und sich von ihren Bedürfnissen leiten zu lassen.
Leben mit Kindern am Evangelium orientieren
stellt uns vor den Anspruch,
- uns selbst um eine glaubwürdige Gestaltung einer christlichen Alltagspraxis zu bemühen.
- uns mit den Kindern auf die Suche nach dem liebenden und befreienden Gott zu machen und uns für seine Nähe offen zu halten.
- Formen und Methoden zu entwickeln, die Kindern einen ihrer Situation und Entwicklung entsprechenden Zugang zur Bibel ermöglichen.
Leben mit Kindern feiern
stellt uns vor den Anspruch,
- die Begeisterung der Kinder für Spiel, Fest und Feier zu unterstützen und uns davon leiten zu lassen.
- im eigenen Alltag bewußt Raum zum Feiern zu schaffen.
- in allen Bereichen der Jungschar eine Grundhaltung zu entfalten, die den Wert zweckfreien und leistungsungebundenen Tuns schätzt.
Leben mit Kindern weitergeben
stellt uns vor den Anspruch,
- Kinder darin zu bestärken, daß sie selbst handeln, gestalten und verändern können.
- uns auf die Seite der Kinder auf der ganzen Welt zu stellen und dort tätig zu werden, wo Kinder arm, entrechtet und ausgebeutet sind, oder ihnen physische und psychische Gewalt angetan wird.
- mit Kindern solidarisch zu handeln, so daß es auch über den Bereich der Jungschar hinaus für andere Menschen wirksam wird.
Diese Ansprüche beschreiben unser pastorales Bemühen um die Kinder. Schon in jedem einzelnen Schritt verwirklicht sich die Verkündigung der befreienden und frohmachenden christlichen Botschaft. Durch das konkrete Engagement von Menschen wird sie für die Kinder erfahrbar. So sind wir ein Heilszeichen für die Welt.
Katholische Jungschar Österreich 1996