Jungscharpädagogik
Foto: Wischenbart, KJSÖ
Spielerisch lernen und entfalten
Außerschulische Kinder- und Jugendarbeit öffnet soziale Räume, in denen Lernprozesse abseits von vorgegebenen Lehrplänen möglich werden. Da alle Aktivitäten auf Freiwilligkeit und Eigenmotivation beruhen, entwickeln junge Menschen in besonders hohem Maß wertvolle Kompetenzen, die sie auch in anderen Bereichen anwenden können.
Was macht die Pädagogik der Jungschar aus?
- Orientierung an aktuellen Erkenntnissen der Forschung
- Inhalte und Methoden für Kinder aufbereitet
- Ganzheitlichkeit: der ganze Mensch steht im Mittelpunkt
- Beteiligung von Mädchen und Buben
- Freiwilligkeit und Selbstbestimmtheit
- Offener Zugang für alle Kinder
Neben diesen Kriterien, die Jungschar bis heute auszeichnen, hat sich das Spiel als die geeignete Methode zur Vermittlung von Inhalten herauskristallisiert. Das Spiel ist für Mädchen und Buben zwischen acht und 14 Jahren die zentrale Form der Auseinandersetzung mit und Aneignung von unterschiedlichsten Inhalten und Themen. Deshalb ist die spielerische Auseinandersetzung ein zentrales Element in der Jungschararbeit.
Aufgrund der Erkenntnis, dass besonders der non-formale Bildungsbereich wesentlich zur religiösen Bildung und Erziehung von Kindern beiträgt, entwickelte die Jungschar Bildungs- und Erziehungspläne, genannt „Lebenslauf“. Diese dienen der Orientierung für Gruppenleitende, insbesondere zur Vorbereitung und Gestaltung der Gruppenstunden. Zusätzlich sollen Abzeichen, Ausweise und vor allem die „Handbücher für die Hosentasche“, „Bubenweisheit“ und „Wir Mädel“ (zu finden in unserem Jungschararchiv) bei den Kindern selbst die Motivation zum Engagement in der Jungschar steigern. Die Gründungsgeneration der Katholischen Jungschar orientierte sich dabei stark an der Reformpädagogik der Neulandbewegung: Selbsttätigkeit der Mädchen und Buben in der konstanten Gleichaltrigengruppe gilt als formales Grundprinzip der Jungschararbeit. Mit den „New Games“ der 1980er-Jahre setzte sich zunehmend ein kooperativer pädagogischer Ansatz in der Jungschar durch.
Das Jungscharhandbuch entstand Mitte der 1990er-Jahre in der Absicht eine zeitgemäße Jungschararbeit theoretisch zu begründen und in unterschiedlichen Praxisbeispielen konkret vorstellbar zu machen. Die inzwischen sehr facettenreiche Jungschararbeit wird in vier Arbeitsfelder neu gefasst: Jungschar ist „Lebensraum für Kinder“, „Kirche mit Kindern“, „Lobby im Interesse der Kinder!“ und „Hilfe, getragen von Kindern“.
Jungschararbeit findet in der Pfarre statt. Sie ist der Ort des Einübens religiöser Praxis für Kinder und Jugendliche.
In den ersten Jahren wird Jungschar in den Pfarrgemeinden in sogenannten Heimstunden und Seelsorgestunden durchgeführt. Heimstunden dienen vorwiegend der spielerischen Auseinandersetzung mit den Themen aus den Lebenswelten der Kinder. Die seelsorgliche Arbeit mit den Mädchen und Buben wird bis in die 1970er-Jahre von Priestern – vor allem von Kinder- und Jugendkaplänen – durchgeführt. Der zunehmende Priestermangel führt allerdings dazu, dass Seelsorgestunden aufgegeben werden und auch die seelsorgliche Begleitung der Kinder inzwischen weitgehend von Gruppenleiter/innen übernommen wird.
Auch heute treffen sich Jungschar- und Ministrant*innengruppen regelmäßig in der Pfarre.
Der kirchliche Jahreskreis (Advent, Fastenzeit, Ostern...) dient den Gruppenleiter*innen als Orientierungsrahmen für entsprechende Aktivitäten mit der Kindergruppe. Feste wie z.B. das Erntedankfest und das Ferienlager gehören zu den Fixpunkten in der pfarrlichen Kinderarbeit.