Wir trauern um Leopold Eduard Eisenmann
Die Katholische Jungschar Österreichs trauert um ihren Bundesvorsitzenden und langjährigen Weggefährten.
Edi Eisenmann
der am 6. Februar 2025 im 79. Lebensjahr verstorben ist.
Edi war seit 1967 eng mit der Jungschar verbunden. Sowohl auf Diözesan- als auch auf Bundesebene hat er jahrzehntelang Pionierarbeit für die Kinderpastoral der Katholischen Kirche geleistet. Ganz besonders am Herzen lagen ihm die weltkirchlichen Kontakte im Rahmen der Dreikönigsaktion sowie die Jungscharheime, in denen tausende Kinder und Jugendliche unbeschwerte Ferienwochen genießen konnten.
Danke, Edi. Wir werden dich und dein Engagement in liebevoller Erinnerung bewahren.
Auf der Webseite der Bestattung Jung ist eine Trauerseite für Edi eingerichtet. Hier klicken.
Architekt, Wirt und treuer Katholik
Persönliche Erinnerungen zum Ableben von Edi Eisenmann
Von Gerald Faschingeder
Edi Eisenmann ist nicht mehr unter uns. Er ist dorthin heimgegangen, wohin ihm Willy Lussnigg und Franz Glaser (unsere wichtigsten Gründer), Evi und Pepperl Petrik (unsere Aufbaugeneration), Anton Strutzenberger (Bundesseelsorger der End-1970er) und Walter Schneider-Schwarzbauer (sein Vorgänger als 1. Vorsitzender) und so viele andere voraus gegangen sind. Edi begann 1967 für die Jungschar zu arbeiten. Und wir dürfen annehmen, dass er auch jetzt noch nicht damit aufgehört hat. Man hat mich öfter davor gewarnt, dass ich nicht „wie der Edi Eisenmann ewig in der Jungschar bleiben soll.“ Nachdem mir das bislang nicht gelungen ist, dürfte ich dazu berufen sein, einige Worte des Nachrufes zu schreiben, meine Erinnerungen an diese zweifelsohne große, für viele ambivalente und dennoch für die Jungschar prägenden Persönlichkeit zu sammeln.
Edi, der Architekt der Jungscharstruktur
Meine Erinnerungen beginnen, bevor ich dabei war. Aber es ist mir wichtig, diese seine Leistung besonders hervorzuheben: 1985 gelang es der Kath. Jungschar Österreichs innerhalb des Katholischen Jugendwerkes eigenständig zu werden, und zwar in Form eines Zweigvereins, den Edi gemeinsam mit einigen anderen gründete. Die Sache hatte etwas von einem Husarenstück an sich, denn es galt, die Bischöfe dafür zu gewinnen, die Katholische Jugend hingegen über die Sezessions-Pläne im Dunklen zu lassen. Nicht nett, wird sich mancher denken, aber so ist das mit der Emanzipation: Das mögen die „Großen“, von denen sich die „Kleinen“ emanzipieren, nicht immer – und so hatte die Kath. Jugend an dieser Konstruktion einiges zu verlieren, die Jungschar sehr viel zu gewinnen. Edi verstand es schon damals, das Vertrauen der Bischöfe, insbesondere des Salzburges Erzbischofes Karl Berg (1973-1988) ausreichend zu gewinnen, sodass die Sache gelang.
Er war in der Periode 1982-84 1. Vorsitzender der KJSÖ und damit federführend an diesem Werk beteiligt. Es war grundlegend für viele weitere Entwicklung innerhalb der KJSÖ, insbesondere für die Entfaltungsmöglichkeiten der Dreikönigsaktion, die in den Jahrzehnten zuvor unter ihrem Potential geblieben war. Diese hatte ab 1981 mit Heinz Hödl als „Missionsreferenten“ den Mann, der dieses Potential zu erwecken verstand.
Auch später mischte Edi immer mit, wenn es um Strukturfragen ging. Insbesonders die Zeller Beschlüsse von 1991 ermöglichten der DKA eine noch weit eigenständigere Entwicklung, die Edi Form später in dieser nicht mehr gut heißen konnte und wollte. Geschichte hat eben zwei Seiten. Ich selbst habe mit Edi das folgende Jahrzehnt immer wieder die Strukturen der Jungschar hinauf und hinunter diskutiert. Er hatte da einen sehr klaren Blick auf die Verhältnisse. Und ich habe von ihm dabei viel gelernt, etwa wie heikel all diese Angelegenheiten sind und welches Geschick es braucht, bei Reformen nicht auf die Nase zu fallen.
Edi, der Wirt der Bundeszusammenarbeit
Das war natürlich mein erstes Bild vom Edi: Der nette ältere Herr auf der Erentrudisalm, meist mit Zigarillo, der uns von keinem Abendessen ohne ein Schnapserl aufstehen ließ, Tagesordnung hin oder her. Ich fand diese Art ziemlich … hm, da fehlen mir die Worte. Also es fiel mir nicht leicht, damit umzugehen. Heute verstehe ich, dass es sein Weg war, in Kontakt mit uns zu kommen. Als ich ihn kennenlernte, war er für mich, mit seinen 46 Jahren ein „alter Mann“ – unnahbar, unbegreiflich, eine Autorität. Und klar, er wollte uns auch zeigen, wer der Herr im Haus war. Denn ohne Zweifel war er in Salzburg der Chef und fast immer war er der Gastgeber der Bundesgremien, die nur selten nicht auf der Alm stattfanden. Wenn das der Fall war, lamentierten wir österreichweit darüber, denn Edi war mit seiner Liebe zu Erentrudisalm nicht allein – da verstanden wir ihn über Diözesangrenzen und pädagogische Grabenkämpfe hinweg nur allzu gut. Ich sag’s gerade heraus: Bundeszusammenarbeit war für mich ein Synonym für Erentrudisalm. Und damit die beständige Präsenz des Patriarchen: Edi, der Mann im Hintergrund, der nur zu besonders wichtigen Punkten der Tagesordnung in den Sitzungsraum kam und dort mit wenigen Worten viel auslöste. Freilich erschien uns Jungen das etwas dubios – und als Wiener war ich sowieso dazu prädestiniert, zu Edis Antipode zu werden. Ich denke nicht, dass wir damals viele inhaltliche Überschneidungspunkte gefunden hätten, ob pädagogisch, entwicklungspolitisch oder pastoral.
Dennoch: Edis „Alm“ war eigentlich ein Phänomen. Wunderschön gelegen, mit grandioser Aussicht. Ein Jungschar-Haus, aber doch auch ein gewöhnliches Gasthaus. Gutes Essen, aber keine leichte Kost. Immer der Fett-Geruch aus der Küche, der sich die Stockwerke hinaufzog. Ein „echtes“ Wirtshaus eben. Ohne Frage heimelig, aber doch auch damals schon in die Jahre gekommen. Der Investitionsrückstau war nicht zu übersehen und führte viele Jahre später dann auch dazu, dass der Betrieb nicht mehr weitergeführt werden konnte. 2017 musste die Jungschar die Alm aufgeben. Die Salzburger Nachrichten berichteten damals: „Edi Eisenmann habe [ab 1979] viel Herzblut in den Betrieb gesteckt – ob beim Aufsperren, Abwaschen, Einkaufen für die Küche oder im Hintergrund als jener, der das Haus am Laufen hielt. Sieben Tage die Woche. Ihm falle es besonders schwer, den Betrieb einzustellen.“ (SN, 3.3.2017, https://www.pressreader.com/austria/salzburger-nachrichten/20170303/282248075347165?srsltid=AfmBOopy7obSVeZLz3Fh8tyhWntdEnTfhj_O0yk-9M1bcBSzthjWUzWF)
Edi, Katholik
Mein letztes Bild von ihm ist geprägt von unserem gemeinsamen Besuch beim Heiligen Vater in Rom im Jahr 2004. Ja, auch das gab es: Faschingeder und Eisenmann gemeinsam beim Papst Johannes Paul II! Das hätten wir einige Jahre vorher sicher nicht zu träumen gewagt. Es war aber die Grundlage eines innigen Verstehens, das in weiterer Folge wenig Worte brauchte. Übrigens auch keinen Alkohol. Naja, kaum. In der Zwischenzeit war viel geschehen: Ich war mittlerweile 1. Vorsitzender und Edi fand bald heraus, dass ich ähnliche Kritiken an der damaligen Struktur der KJSÖ hatte wie er.
Die Reise unternahmen wir, weil wir anlässlich der 50. Sternsingeraktion etwas Besonderes machen wollten. Edi erzähle immer wieder mit spürbarer Freude von seinem Papstbesuch, als er 1. Vorsitzender der KJSÖ war. Da kam der damals 20 Jahre jüngere Edi heraus. Er schätzte mich als einen späten Nachfolger in dieser einsamen Funktion an der Spitze des Verbandes, trotz aller inhaltlichen Differenzen.
Das Leuchten in seinen Augen zeigte es an: Er war ein treuer Katholik. Loyal zu seiner Kirche, und das bedeutet eben nicht unkritisch. Er gehörte zu jenen Phänomenen seiner Zeit, die es verstanden, Bischöfe für Anliegen des Laienkatholizismus zu gewinnen, wie wir Jüngeren es nie wieder geschafft haben. Klar, das lag nicht an uns, sondern an der Entfremdung der Bischöfe vom Gottesvolk, an der teils doch recht divergierenden Einstellung gegenüber den Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils. Edi gelang es, auch mit den Nachfolgern von Erzbischof Berg, mit Georg Eder und Alois Kothgasser, ein vertrauensvolles Verhältnis zu entwickeln. Und dies sicherlich nicht zum Schaden der KJS der ED Salzburg!
Was ich aus dieser sich über 10 Jahre entwickelnden Beziehung mitnehme? Es war ja sonderbar, wie zwei Antipoden doch so einen freundschaftlichen Zugang zueinander finden konnten. Es kommt mir vor, als wäre ich zunächst der stets hitzköpfige Paulus gewesen, und er der stets starrköpfige Petrus. (Aber nein, erstens über Heilige und zweitens über Verstorbene spricht man nicht so, sondern:) Ich wollte stets den Wandel, das Experiment, die Weiterentwicklung; Edi stand für Sicherheit und Kontinuität, für das vorsichtige Abwägen. Doch die Jungschar – und das lernten wir wohl voneinander – braucht beides! Und die Katholische Kirche natürlich ebenso. Denn Differenz gehört zum katholisch-Sein dazu, aus Unterschieden Reichtum beziehen und einander dabei wertschätzen.
So mögest du, Edi, deinen letzten Weg als tiefste Wandlung erfahren!
Gerald Faschingeder war von 2002 bis 2006 1. Vorsitzender der KJSÖ und war vorher (und nachher…) in unterschiedlichen Funktionen ehrenamtlich in der Diözesanleitung der KJS ED Wien tätig.
Nachruf von Heinz Hödl
Wir haben uns 1981 bei einer Sitzung des Bundesführungskreises der Katholischen Jungschar Österreichs kennengelernt. Ich als neuer Missionsreferent für die Dreikönigsaktion, Edi Eisenmann (wie ihn alle genannt haben) als für alle bekannter Diözesanvertreter der Kath. Jungschar Salzburg. 1982 wurde Edi zum Vorsitzenden der Kath. Jungschar Österreichs gewählt. Rasch begann er die Jungschar als eigenständigen Verein (Zweigverein vom Kath. Jugendwerk) zu formieren. Das war keine leichte Aufgabe, waren doch fast alle der kath. Jugendorganisationen des gemeinsamen Vereines gegen eine Herauslösung der Jungschar vom Jugendwerk, ja selbst nicht in allen Diözesanleitungen der Jungschar war man anfangs für diesen Schritt zu haben. Durch kluge und vor allem beharrliche Verhandlungen ist es ihm gelungen, die Jungschar in die Eigenständigkeit – bei gleichzeitigem Verbleib unter einem gemeinsamen Hauptverein - zu führen. Wichtig dabei waren sicherlich seine sehr guten Beziehungen zu maßgeblichen Bischöfen und Persönlichkeiten der Kath. Kirche. Das zeichnete Edi Eisenmann aus: seine Beziehungsfähigkeit und Kontaktfreudigkeit, wie er immer sagte: „Beim Reden kommen die Leute zusammen“. Diese Selbständigkeit der Jungschar war mitverantwortlich, dass die Jungschar eine sehr gute Weiterentwicklung gehen konnte und noch immer als die wichtigste kirchliche Kinderorganisation gilt.
Für die Dreikönigsaktion der Kath. Jungschar war Edi Eisenmann, gemeinsam mit Richard Richter, Anna-Maria Krammer, Piet Rijks und Ruth Ankerl eine der wichtigsten Personen, die alle wesentlichen und notwendigen Reformschritte zum Werden eines professionellen Hilfswerkes mitgestaltet haben. Ohne seine Reformbereitschaft, die bei vielen nächtlichen Treffen auf seiner geliebten Ehrentrudisalm besprochen und errungen wurden, wäre vieles nicht möglich geworden. Das wichtige Zusammenspiel der Diözesen mit der Bundesebene wurde so zur Erfolgsgarantie. Vor allem die großen Reformschritte beim Bundesführungskreis in Zell an der Pram 1991 wären ohne Edi Eisenmann nicht möglich gewesen. Diese Reform hat die Weichen für ein kompetentes, zukunftsgerichtetes und effektives Hilfswerk der Kath. Jungschar ermöglicht und wirkt bis heute nachhaltig.
Der Name Edi Eisenmann löst nicht nur bei mir eine Reihe von Assoziationen aus: Edi Eisenmann war unermüdlich für die Jungschar auf allen offiziellen und inoffiziellen Ebenen, 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag, tätig. Was ihm wirklich auszeichnete war seine Liebe zu den Menschen, seine Verbundenheit zur Basis und seine Treue zur Kirche. Die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pfarren waren für ihn die wichtigsten Eckpfeiler kirchlicher Arbeit. Er war, wenn es notwendig war auch für Kritik an der Hierarchie zu haben. Edi Eisenmann war ein Mensch, der auch fähig ist, Positionen des Denkens anderer in sein eigenes Verhandeln einzubeziehen und tragfähige Kompromisse zu schließen. Für alle, für die eine menschenwürdige Zukunft aller Menschen ein Ziel bleibt, wird Edi Eisenmann für immer ein Vorbild bleiben.
Heinz Hödl, (Missionsreferent und DKA-Geschäftsführer der KJSÖ 1981-2001), 10.02.2025
