Nein zur Herabsetzung der Strafmündigkeit

Katholische Jungschar fordert langfristige Investitionen in Kinderschutz und Prävention

Wien, 12. März 2024
Der vor kurzem bekannt gewordene, besonders grausame Fall sexualisierter Gewalt an einem 12-jährigen Kind ist einmal mehr ein Beispiel für gescheiterte Gewaltschutzmaßnahmen in Österreich. Der österreichische Staat muss alles in seiner Macht Stehende tun, um solche Fälle in Zukunft zu vermeiden und Betroffene von Gewalt in Österreich zu schützen und bestmöglich in der Aufarbeitung zu unterstützen.

„Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das nicht als individuelles Problem einzelner Straftäter*innen und Familien verstanden werden kann, sondern vielmehr als Systemversagen“, betont Barbara Grüner, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar Österreichs.

Die Katholische Jungschar Österreichs positioniert sich dabei klar gegen die Forderung der Herabsetzung der Strafmündigkeitsgrenze von 14 Jahren bei Delikten wie Vergewaltigungen oder schweren Körperverletzungen, wie zuletzt von Bundeskanzler Nehammer gefordert. Die Herabsetzung der Strafmündigkeit würde die Kinderrechte verletzen und die Entwicklung junger Menschen negativ beeinflussen. „Kinder wegzusperren ist keine Lösung“, erklärt Grüner. „Stattdessen müssen wir überall dort, wo Kinder leben, lernen und spielen, Strukturen schaffen, die Gewalt verhindern. Jedes Kind in Österreich muss Bedingungen vorfinden, in welchen es bestmöglich gefördert und unterstützt wird und Hilfsangebote zugänglich sind“, so Grüner weiter.

Dafür braucht es das klare Bekenntnis der österreichischen Regierung zu den Kinderrechten und die Bereitschaft, kinderrechtliche Organisationen, Projekte und Institutionen, langfristig zu finanzieren.  Auch müssen der Zugang zu Gewaltschutzmaßnahmen und die juristische Begleitung von Kindern und Jugendlichen in Straffällen möglichst niederschwellig und kindgerecht gestaltet werden. Eine wichtige Maßnahme wäre das Wiedereinsetzen des Jugendgerichtshofs, besetzt mit qualifiziertem, pädagogisch geschultem Personal, das über umfangreiche Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen und ihren spezifischen Bedürfnissen verfügt. Pädagog*innen, Polizei und alle mit Kindern betrauten Personengruppen sollten laufend zu Kinderschutzthemen geschult werden. Auch Erziehungsberechtigte sollten bei Fragen einen niederschwelligen und unvoreingenommen Zugang zu Unterstützung erhalten. Präventionsmaßnahmen sollten außerdem eine Auseinandersetzung mit bestehenden Rollenbildern und Stereotypen beinhalten und Gewaltprävention durch eine kritische Betrachtung von Geschlechterrollen erweitern.

„Die Politik muss endlich die Verantwortung für den Schutz von Kindern und Jugendlichen übernehmen und über den einzelnen Anlassfall hinaus handeln", fordert Grüner. "Anstatt die Strafmündigkeit herabzusetzen, sollten wir uns auf die Stärkung von Präventionsmaßnahmen und die Förderung einer gewaltfreien Gesellschaft konzentrieren," so Grüner abschließend.

Rückfragen:

Elisabeth Holzner, +43 676 88011-1000elisabeth.holzner@kath.jungschar.at